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Flüssigkeiten und Feststoffe

Je geringer der Abstand zwischen zwei Molekülen ist, desto stärker wirken die intermolekularen Anziehungskräfte zwischen ihnen. Beim Abkühlen eines Gases nimmt die kinetische Energie der Moleküle ab und die Moleküle können aneinander haften bleiben; das Gas kondensiert zu einer Flüssigkeit, wenn die Temperatur tief genug ist. Auch in der Flüssigkeit sind alle Moleküle noch in Bewegung, weil sie aber wie klebrige Kugeln aneinanderhängen, ist die Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Bei weiterer Abkühlung nimmt die kinetische Energie der Moleküle weiter ab und die Flüssigkeit erstarrt schließlich zu einem Feststoff. Im Feststoff nehmen die Moleküle feste Positionen im Raum ein, ihre Bewegung beschränkt sich auf Schwingungen um diese fixierten Positionen.
In einem Feststoff dominiert der Einfluß der Anziehungskräfte, die kinetische Energie der Teilchen kann sie nicht überwinden. Er nimmt dadurch kristalline Strukturen an.

Intermolekulare Anziehungskräfte

In Molekülen werden die Atome durch kovalente Bindungen zusammengehalten. Die in einer Flüssigkeit oder einem Feststoff wirksamen Kräfte zwischen den Molekülen selbst können verschiedener Art sein.

Dipolkräfte:
Aufgrund unterschiedlicher Elektronegativitäten zweier Atome die ein Molekül bilden, sind die Bindungselektronen nicht gleichmäßig um die beiden Atomkerne verteilt, sonder befinden sich öfter (näher) an dem Atom mit der höheren Elektronegativität. Dadurch bilden sich kleine Ladungsunterschiede innerhalb des Moleküls. Das Atom mit der niedrigeren Elektronegativität erhält dadurch eine positive Teilladung (δ+(delta)) und das Atom mit der höheren Elektronegativität erhält eine negative Teilladung (δ-).
Moleküle mit Teilladungen ziehen sich untereinander an wie kleine Magnete.

Verantwortlich hierfür sind vor allem freie Elektronenpaare, wie sie der Sauerstoff im Wassermolekül aufweist.

Wasser

Der Sauerstoff im Wassermolekül hat sogar zwei davon und erhält deswegen eine zweifach negative Teilladung (δ2-).
Die beiden Wasserstoffatome sind im Vergleich zum Sauerstoff schwach elektronegativ, daher befinden sich ihre Elektronen näher am Sauerstoffatom, als am eigentlichen Ursprungskern (H-Atom). Ihnen wird daher jeweils eine positive Teilladung (δ+) zugesprochen.

Wasser

Dipolkräfte wirken zwischen polaren Molekülen. Moleküle dieser Art besitzen ein Dipolmoment und ordnen sich in einem elektrischen Feld. Dipolkräfte werden durch die elektrostatischen Wechselwirkungen zwischen den negativen und positiven Polen der Dipole hervorgerufen.

van der Waals-Kräfte oder auch Londonsche-Kräfte

Zwischen unpolaren Molekülen, die über keinen oder keinen starken Dipol verfügen, müssen ebenfalls intermolekulare Kräfte existieren, sonst wären unpolare Stoffe nie flüssig oder fest.
Eine Erklärung hierfür gibt die Theorie der van der Waals-Kräfte. Hierbei wird die Bewegung der Elektronen besonders beachtet. Die Elektronenverteilung auf den Schalen, kann, aufgrund der schnellen Bewegung der Elektronen, für einen kurzen Moment ungleich verteilt sein. Für den Bruchteil einer Millisekunde befinden sich mehr Elektronen auf der einen Seite des Moleküls als auf der anderen Seite. Einen winzigen Augenblick später kann die Ladung genau entgegengesetzt sein, weil die Elektronen in schneller Bewegung um den Kern kreisen. Dieses hat zur Folge, das Moleküle ein "Flimmern" in ihrer elektronischen Gestalt aufweisen. Hierdurch können unter mehreren Molekülen in Nachbarschaft, elektrostatische Wechselwirkungen auftreten, die dann z.B. die Moleküle einer Flüssigkeit aneinander kleben läßt.

zwei Teilchen

"Flimmern" benachbarter Teilchen

Wasserstoffbrücken

Die intermolekularen Anziehungskräfte in bestimmten Wasserstoffverbindungen sind ungewöhnlich stark. in den betreffenden Verbindungen sind Wasserstoffatome an kleine, sehr elektronegative Atome gebunden. Das elektronegativere Atom übt eine starke Anziehung auf die Elektronen der Bindung aus und erzeugt einen beträchtlichen δ+-Ladungsanteil am Wasserstoffatom. Das Wasserstoffatom verbleibt als fast nicht abgeschirmtes Proton.

Das Wasserstoffatom eines Moleküls und ein einsames Elektronenpaar am elektronegativen Atom eines anderen Moleküls ziehen sich gegenseitig an und bilden eine Wasserstoffbrücke. Dieser Bindungstyp, von z.B. HF-, H2O- und NH3- Molekülen über Wasserstoffbrücken werden in Formelbildern durch punktierte Linien zum Ausdruck gebracht.

mehrere Wassermoleküle

Diese Wasserstoffbrücken haben auf die Moleküle eine auffällige Wirkung. So erhöht sich der Siedepunkt stark gegenüber Molekülen die ähnlich gebaut aber keine Wasserstoffbrücken (H-Brücken) haben. H-Brücken erschweren das Abtrennen einzelner Moleküle aus der Flüssigkeit. Auch hohe Schmelzpunkte und eine hohe Viskosität sind zu finden.

Weitere Eigenschaften des Wassers werden in sonst ungewohntem Ausmaß von H- Brücken beeinflußt. Im Eis werden die Wassermoleküle über H-Brücken zusammengehalten, wobei jedes Sauerstoffatom von vier Wasserstoffatomen umgeben ist. Diese Anordnung führt im Eiskristall zu relativ großen Hohlräumen. Deshalb hat Eis eine geringere Dichte als flüssiges Wasser (Eis schwimmt!). Beim Schmelzen fallen die Hohlräume wieder zusammen. Auch in flüssigem Zustand werden die H2O-Moleküle über H-Brücken zusammengehalten, jedoch in geringerem Ausmaß und weniger starr als im Eis.

Die außerordentlich hohe Löslichkeit einiger Sauerstoff-, Stickstoff- und Fluor- Verbindungen in Wasser (wasserstoffhaltige Lösungsmittel) hängt mit Wasserstoffbrücken zusammen. Ammoniak (NH3) und Methanol (H3COH) lösen sich in Wasser unter Ausbildung von H-Brücken. Entsprechendes gilt für einige sauerstoffhaltige Ionen.

Wasserstoffbrücken sind von zentraler Bedeutung für die Strukturen von Molekülen in der belebten Natur. Proteine und die DNA erhalten ihre dreidimensionale Gestalt unter anderem durch Wasserstoffbrücken.

Der flüssige Zustand

In Gasen bewegen sich Moleküle schnell und ohne jede Ordnung. In einem typischen Festkörper sind die Moleküle in geordneter Weise zu einem Kristallgitter zusammengefügt. Der flüssige Zustand nimmt eine Zwischenstellung ein.

Die Moleküle in einer Flüssigkeit bewegen sich langsam genug, um von den zwischenmolekularen Anziehungskräften in einem definierten Volumen zusammengehalten zu werden. Die Bewegung ist jedoch zu schnell, um die Moleküle an einem Platz festzuhalten. Eine Flüssigkeit beansprucht dementsprechend zwar ein bestimmtes Volumen, behält aber ihre Form nicht; sie nimmt immer die Form ihres Behälters an.

Eine Druckänderung hat nur einen geringen Einfluß auf das Volumen einer Flüssigkeit, da die Moleküle aneinander hängen und kaum Platz zwischen ihnen besteht.
Temperaturerhöhung bewirkt bei den meisten Flüssigkeiten eine Volumenvergrößerung und damit eine Verringerung der Dichte (g/cm3). Wenn die Temperatur erhöht wird, nimmt die mittlere kinetische Energie der Moleküle zu, die schnellere Bewegung wirkt gegen die intermolekularen Anziehungskräfte und bewirkt einen erhöhten Platzbedarf für jedes einzelne Molekül Volumen-vergrößerung.

Wenn zwei Flüssigkeiten miteinander mischbar sind, diffundieren ihre Moleküle und vermischen sich ebenfalls vollständig. Die Diffusion verläuft bei Flüssigkeiten erheblich langsamer als bei Gasen. Da die Moleküle bei Flüssigkeiten eng beieinander sind, erfährt ein Molekül eine enorme Zahl von Stößen pro Zeiteinheit. Die freie Weglänge zwischen zwei Stößen ist bei einer Flüssigkeit wesentlich geringer als bei einem Gas die Moleküle brauchen mehr Zeit um sich zu vermischen.

Viskosität ("Zähigkeit") ist die Eigenschaft von Flüssigkeiten, dem Fließen einen Widerstand entgegenzusetzen (z.B.: Honig ist viskoser als Wasser). Der Widerstand ist hauptsächlich auf die intermolekularen Kräfte zurückzuführen und ist somit ein direktes Maß für diese Kräfte. Sie sind im allgemeinen um so weniger wirksam, je schneller die Moleküle sich bewegen, weshalb die Viskosität bei Temperaturerhöhung abnimmt und bei Druckerhöhung zunimmt (s.o.).

Oberflächenspannung ist eine weiter Eigenschaft, die direkt durch intermolekulare Kräfte bewirkt wird. Ein Molekül im Inneren einer Flüssigkeit erfährt von allen Seiten eine gleichmäßige Anziehungskraft. Moleküle an der Flüssigkeitsoberfläche erfahren nur eine einseitige Anziehung in das Innere der Flüssigkeit. Daher hat eine Flüssigkeit die Tendenz, ihre Oberfläche so klein wie möglich zu halten und ein Flüssigkeitstropfen erhält so seine kugelförmige Gestalt. Die Moleküle an der Oberfläche des Tropfen, werden alle gleich stark in das Zentrum gezogen.
Die Oberflächenspannung nimmt bei steigender Temperatur ab, da die schnellere Molekülbewegung den intermolekularen Kräften entgegenwirkt.

Verdampfung

Die Energieverteilung in einer Flüssigkeit, ist ähnlich wie in einem Gas. Die kinetische Energie eines Moleküls ändert sich ständig wegen der Kollisionen mit anderen Molekülen. Rein statistisch gibt es jedoch zu jedem Zeitpunkt einige Moleküle mit hoher Energie ("schnelle Moleküle") und welche mit niedriger Energie ("langsame Moleküle"). Moleküle, deren Energie groß genug ist, um die Anziehungskraft der umgebenden Moleküle zu überwinden, können aus der Flüssigkeit in die Gasphase entweichen, wenn sie sich nahe genug an der Oberfläche befinden.

Der Verlust der energiereichen Moleküle ("schnelle Moleküle") hat eine Abnahme der Energie der verbleibenden Flüssigkeit zur Folge die Temperatur der Flüssigkeit geht zurück. Durch Wärmezufuhr aus der Umgebung kann die Temperatur der Flüssigkeit, und somit die kinetische Energie der Moleküle aufrechterhalten werden. Der Prozeß setzt sich fort bis die gesamte Flüssigkeit verdampft ist. (merke: Abkühlung der Körpertemperatur durch Schwitzen)

Dampfdruck

Wenn eine Flüssigkeit in einem geschlossenen Gefäß verdampft, verbleiben die Moleküle der Gasphase in der Nähe der Flüssigkeit. Wegen ihrer heftigen Bewegung, kehren einige Moleküle der Gasphase zurück in die Flüssigkeit.

H2O (flüssig) <--> H2O (gas)

Die Zahl der Moleküle, die pro Zeiteinheit aus der Gasphase in die Flüssigkeit zurückkehren, hängt von ihrer Konzentration in der Gasphase ab. Je mehr Moleküle im Dampf (Gasphase) vorhanden sind, desto mehr Moleküle treffen die Oberfläche der Flüssigkeit und werden von ihr aufgenommen.
Zu Beginn des Verdampfungsprozesses sind noch wenige Moleküle in der Gasphase und nur wenige finden in die Flüssigkeit zurück. Mit fortschreitender Verdampfung (Wasser --> Dampf) nimmt ihre Zahl in der Gasphase zu und die Menge der kondensierenden (Dampf --> Wasser) ebenfalls. Nach einiger Zeit wird ein Zustand erreicht, bei dem die Verdampfungs- und Kondensierungsgeschwindigkeit gleich groß sind.

Dieser Zustand, in dem zwei gegenläufige Vorgänge gleich schnell ablaufen, wird Gleichgewichtszustand genannt.

Im Gleichgewichtszustand bleibt die Konzentration der Moleküle im Dampf konstant, weil pro Zeiteinheit gleich viel Moleküle pro Zeiteinheit den Dampf durch Kondensation verlassen wie durch Verdampfung neu hinzukommen. Genauso bleibt auch die Flüssigkeitsmenge unverändert. Dies bedeutet aber nicht, daß im Gleichgewichtszustand nichts mehr vor sich geht. Verdampfung und Kondensation gehen nach wie vor weiter; sie sind nicht zum Stillstand gekommen, sondern laufen gleich schnell ab.
Der Druck des Dampfes, der bei gegebener Temperatur mit der Flüssigkeit im Gleichgewicht steht, wird Dampfdruck genannt. Dieser ist Temperatur abhängig.

Siedepunkt

Die Temperatur, bei welcher der Dampfdruck einer Flüssigkeit gleich groß ist wie der äußere Atmosphärendruck, ist der Siedepunkt der Flüssigkeit (Sdp.). Bei dieser Temperatur bilden sich Dampfblasen im Inneren der Flüssigkeit. Unterhalb des Atmosphärendrucks können sich keine Dampfblasen bilden; der Atmosphärendruck über der Flüssigkeit verhindert dies solange er größer als der Druck im Inneren der Blasen ist.
Die Temperatur einer siedenden Flüssigkeit bleibt konstant, bis die gesamte Flüssigkeit verdampft ist.

Gefrierpunkt

Beim Abkühlen einer Flüssigkeit bewegen sich die Moleküle immer langsamer. Bei einer bestimmten Temperatur wird die kinetische Energie einiger Moleküle so gering, daß die sie sich unter Einfluß der intermolekularen Anziehungskräfte zu einem Kristall zusammenfügen. Die Substanz beginnt zu gefrieren. Nach und nach werden dem wachsenden Kristall weitere energiearme Moleküle angelagert.

Beim Erwärmen einer kristallinen Substanz schmilzt sie bei der gleichen Temperatur, bei der die Flüssigkeit gefriert. Diese Temperatur wird Schmelzpunkt genannt.

Typen von kristallinen Feststoffen

Kristalle sind aus Atomen, Ionen oder Molekülen aufgebaut. Je nach der Art der Teilchen und der Art der Kräfte, die sie zusammenhalten, können wir Kristalle folgendermaßen klassifizieren.(fast alle Feststoffe bestehen aus Kristallen, andere z.B. verhalten sich wie unendlich langsam fließende Flüssigkeiten {wie Glas oder Teer})

Ionenkristalle: Positiv und negativ geladene Ionen werden durch elektrostatische Anziehung zusammengehalten. Es handelt sich um starke Kräfte, und deshalb haben Ionenkristalle hohe Schmelzpunkte. Sie sind hart und spröde. Ionenverbindungen sind gute elektrische Leiter, wenn sie geschmolzen oder gelöst sind, nicht aber im kristallinen Zustand, bei dem die Ionen fest auf ihren Plätzen verankert sind. Beispiele hierfür sind zum Beispiel Kochsalz oder KNO3.

Molekülkristalle: Moleküle werden nur durch Londonsche Kräfte und eventuell noch durch Dipol-Kräfte zusammengehalten. Diese sind um einiges schwächer als die elektrostatischen. Dementsprechend sind Molekülkristalle weich und haben relativ niedrige Schmelzpunkte. Sie leiten im allgemeinen nicht den elektrischen Strom.

Gerüststrukturen: Atome werden durch ein Netzwerk von kovalenten Bindungen zusammengehalten. Bei einer dreidimensional verknüpften Struktur kann der ganze Kristall als ein Riesenmolekül angesehen werden. Diese Substanzen haben hohe Schmelzpunkte und sind sehr hart. Schlechte Leiter. (Bsp.: Diamant) Strukturen die nur zweidimensional verknüpft sind bilden eine Schichtstruktur. Bsp.: Glimmer. Eindimensionale Verknüpfung nennt man Kettenstruktur.

Metallische Kristalle: Metallatome haben ihre Valenzelektronen an eine allen Atomen gemeinsam angehörende Elektronenwolke abgegeben. Der Rest der Atome, d.h. positiv geladene Ionen, nehmen feste Plätze im Kristall ein. Die Elektronen in der Wolke können sich frei durch den ganzen Kristall bewegen, weshalb man auch von einem Elektronengas spricht. Das Elektronengas hält die Metallionen zusammen.
Die metallische Bindung ist eine starke Bindung. Viele Metalle haben hohe Schmelzpunkte, hohe Dichte und Strukturen, in denen Metallionen dicht zusammengepackt sind. Sie sind gut deformierbar, hierbei werden die Metallionen gegenseitig verschoben; wegen des gleichmäßig verteilten Elektronengases bleibt die Bindung trotzdem erhalten. Metalle sind gute elektrische Leiter.

StrukturtypTeilchenBindungskräfteEigenschaftenBeispiele
IonenkristallIonenelektrostatische
Anziehungskraft
hoher Smp.
hart, spröde
elek.Isolator
NaCl,
BaO,
KNO3
MolekülkristallMoleküleLondon,
Dipol
niedriger Smp.
weich
elek.Isolator
H2O, NH3
SO2, H2, Cl2, CH4
GerüststrukturAtomekovalente
Bindungen
hoher Smp.
sehr hart
elek.Isolator
Diamant
SiO2
Schichtenstruk.Atome + Ionenkovalente
Bindung
hoher Smp.
weich
elek.Isolator
Graphit
Glimmer
Ton
KettenstrukturAtome + Ionenkovalente
Bindung
faserigSelen
Isolatoren
Metallkristallpositive Ionen
u. bewegliche
Elektronen
metallische
Bindung
oft hoher Smp.
verformbar
elek. leitend
Cu, Ag
Fe, Na

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