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Grundlagen
chemische Gleichungen
a) Mischt man 4g Schwefel
und 7 g Eisenpulver zusammen und entzündet es mit einem Bunsenbrenner, bildet
sich ein neuer Stoff: Eisensulfid (Eisenschwefel).
Eisen
und Schwefel wurden zu Eisenschwefel.
Ein
Chemiker würde es kürzer formulieren:
Fe
+ S à
FeS
Das
Zeichen „+“ erinnert an die Mathematik und für den Pfeil kann man sich ein
Gleichheitszeichen denken. Das man kein echtes Gleichheitszeichen verwendet,
hat zwei Gründe.
1)
Schwefel und Eisen sind nicht das Gleiche wie Schwefeleisen (Eisensulfid). Die
Eigenschaften der drei Stoffe sind verschieden.
2)
Der Pfeil à deutet die Richtung an, in der sich der
Vorgang abspielt. Man kann Schwefel und
Eisen durch Erhitzen in Eisensulfid verwandeln, aber aus Eisensulfid kann man
durch Abkühlen keinen Schwefel und Eisen zurück gewinnen.
Eine
chemische Gleichung hat noch eine weitere Aussage.
Fe
+ S à
FeS
Bedeutet
nämlich, dass nicht nur Schwefel und Eisen zu Eisensulfid werden, sondern dass
gerade 1 Atom Schwefel mit 1 Atom Eisen sich zu 1 Molekül Eisensulfid zusammenschließen (ich wurde darauf hingewiesen, dass hier der Begriff Verbindung treffender wäre.):
S |
+ |
Fe |
à |
FeS |
1 Atom Schwefel |
+ |
1 Atom Eisen |
à |
1 Molekül Eisensulfid |
Jedes
Elementsymbol bedeutet nicht nur das Element, sondern gleichzeitig 1 Atom (Molekül)
dieses Elementes.
Da
aber jedes Atom auch ein bestimmtes Gewicht besitzt, ist damit auch eine
(winzige) Mengenangabe verbunden. Dieses „Gewicht“ der einzelnen Atome findet
man in Tabellen oder dem Periodensystem der Elemente. Der Chemiker spricht bei
Gewicht von Masse und die Gewichte der einzelnen Atome werden als relative Atommassen (atomare
Masseneinheit) bezeichnet. Seine Einheit ist das „unit“ (u) und bezeichnete
früher das Gewicht eines einzelnen Wasserstoff-Atoms (heutzutage das Gewicht
eines Zwölftel des C-Atoms). Jedes Atom hat sein eigenes Gewicht, seine eigene
Masse (= spezifische Masse).
Im
Periodensystem findet man für Schwefel die relative Atommasse von 32 u und für
Eisen von 56 u.
Die
Gleichung sagt aus, dass jeweils 1 Atom der beiden Elemente zu einem Molekül
zusammentreten. Und da jedes Atom einer bestimmten Masse entspricht, vereinigen
sich nicht willkürliche Mengen der Elemente miteinander, sondern immer nur
bestimmte Gewichtsmengen.
S |
+ |
Fe |
à |
FeS |
1 Atom Schwefel |
+ |
1 Atom Eisen |
à |
1 Molekül Eisensulfid |
1 Atommasse Schwefel (32 u) |
+ |
1 Atommasse Eisen (56 u) |
à |
1 Molekülmasse
Eisensulfid (88 u) |
Die
Molekülmasse des Eisensulfids setzt sich aus den Atommassen der Atome zusammen,
die das Molekül bilden. 32 + 56 = 88
Schwefel
und Eisen vereinigen sich stets im Masse-Verhältnis von 32 : 56 oder gekürzt 4
: 7.
Dieses
Verhältnis war der Grund warum zu Anfang 4g Schwefel mit 7g Eisen vermischt
wurde. Andere Gewichtsverhältnisse hätten unweigerlich zu überschüssigen Mengen
an Eisen oder Schwefel geführt.
Als
Chemiker kann man natürlich nicht einzelne Atome miteinander reagieren lassen.
Man braucht immer Massen, die man auch abwiegen kann. Das ist mit einzelnen
Atomen unmöglich.
Daher
rechnen Chemiker mit der Masse von sehr vielen Atomen eines Elementes. Wenn
immer das gleiche Vielfache benutzt wird, stimmen die Massen-Verhältnisse immer
noch überein.
Dieses
Vielfache ist die Avogadro-Zahl: 6 * 1023
(Atome oder Moleküle).
Diese
Anzahl an Atomen (Molekülen) wird Mol
genannt. Das Mol ist demnach ein Zahl-Wort, ähnlich wie ein Dutzend. Dutzend =
12 ; Mol = 6 * 1023
Das
Vielfache ist genau so gewählt, das die Atommasse in unit genau die gleiche
Zahl in Gramm ist.
Folgende
Zahlenwerte sind identisch: Der Zahlenwert der Masse eines Teilchens in der atomaren
Masseneinheit u - den nannte man in der Chemie früher relative
Atommasse oder „Atomgewicht“ - und der Zahlenwert der Masse von 1 mol dieses
Teilchens in Gramm
Ein
Schwefel-Atom wiegt 32 unit. 6 * 1023 (= 1 mol) Schwefel-Atome
wiegen 32 Gramm.
Ein
Eisen-Atom wiegt 56 unit. 6*1023 Eisen-Atome wiegen 56 Gramm.
Ein
Eisensulfid-Molekül wiegt 88 unit. 6 * 1023 Eisensulfid-Moleküle
wiegen 88 Gramm.
Das
Mol ist die international anerkannte Basiseinheit der Stoffmenge (Einheitenzeichen: mol).
S |
+ |
Fe |
à |
FeS |
1 Atom Schwefel |
+ |
1 Atom Eisen |
à |
1 Molekül Eisensulfid |
1 Atommasse Schwefel (32 u) |
+ |
1 Atommasse Eisen (56 u) |
à |
1 Molekülmasse
Eisensulfid (88 u) |
1 Mol Schwefel (32g) |
+ |
1 Mol Eisen (56g) |
à |
1 Mol Eisensulfid (88g) |
b) Quecksilberoxid gibt
beim Erhitzen Sauerstoff und Quecksilber ab.
HgO
à
Hg + O
Diese
Gleichung kann leider nicht so einfach formuliert werden. Der Sauerstoff
entsteht zunächst in der Form, wie sie die Gleichung angibt, als einzelnes
(atomares) Sauerstoff-Atom.
In
diesem atomaren Zustand verweilt er allerdings nur den Bruchteil eines
Augenblicks, und schließt sich quasi sofort mit einem anderen atomaren
Sauerstoff-Atom zu einem Sauerstoff-Molekül zusammen.
O
+ O à
O2
Die
Gleichung muss also lauten:
HgO
à
Hg + O2
Dadurch
ist die Gleichung nicht mehr ausgeglichen. Links befindet sich nur 1 Atom
Sauerstoff, rechts hingegen zwei, in der Form des O2- Moleküls.
Daher
müssen wir die Gleichung erst in die richtige Beziehung setzen: Verdoppelt man die
Zahl der HgO-Moleküle auf der linken Seite, dann stimmt die
Sauerstoff-Rechnung:
2
HgO à
Hg + O2
Um
die 2 Hg-Atome auf der linken Seite auszugleichen, müssen sie rechts
berücksichtigt werden:
2
HgO à
2 Hg + O2
Damit
weist die linke Seite der Gleichung gleich viele Atome auf wie die rechte
Seite.
c) Wasser wird durch
Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zersetzt.
Die
Formeln der beteiligten Stoffe müssen bekannt sein!!!
H2O
à
H2 + O2
Diese
„Vorab“-Gleichung ist noch nicht richtig. Zwar findet man links und rechts je 2
Atome Wasserstoff, doch ist links 1 Sauerstoff-Atom zu wenig vorhanden. Dieses
kann ausgeglichen werden durch die doppelte Menge an Wasser.
2
H2O à H2 + O2
Rechts
fehlen jetzt zwei H-Atome. Durch die Verdopplung der H2-Moleküle auf
der rechten Seite lässt sich dies ausgleichen.
2
H2O à 2 H2 + O2
Als feste
Regel gilt:
Die Formel einer
Verbindung darf unter keinen Umständen
verändert werden.
Wasser hat die Formel H2O.
Schreibt man z.B. H2O2, liegt chemisch kein Wasser mehr vor,
sondern Wasserstoffperoxid; ein völlig anderer Stoff mit anderen Eigenschaften.
Die „Vorab“-Gleichung darf
niemals dadurch in die „richtige“ Form gebracht werden, dass die Formel des
Wassers H2O durch die Formel des Wasserstoffperoxids H2O2
ersetzt wird.
H2O2
à H2 +O2
Diese Gleichung ist zwar
nach Atommengen rechts und links ausgeglichen, aber sie gibt nicht den Vorgang
wieder, um den es hier geht.
Sie schildert nicht die
Zersetzung des Wassers, sondern die Zersetzung des Wasserstoffperoxids.
Wie
viel Gramm Wasserstoff und Sauerstoff entstehen aus 72 g Wasser?
Zuerst
die Gleichung:
2
H2O à 2 H2 + O2
Dann
Atommassen einsetzen:
2
* (2 + 16) à 2 * 2 + 2 * 16
36 à 4
+ 32
Aus
2 Molekülen Wasser entstehen 4 Atome Wasserstoff und 2 Atome Sauerstoff.
Aus
36 unit Wasser entstehen somit 4 unit Wasserstoff und 32 unit Sauerstoff oder
Aus
36 Gramm Wasser entstehen 4 Gramm Wasserstoff und 32 Gramm Sauerstoff.
Dreisatz:
Aus
2 * 36g = 72 g Wasser entstehen 2 * 4g = 8g Wasserstoff und 2 * 32g = 64g Sauerstoff.
Die Reaktion 2 H2O
à 2 H2 + O2
kann auch in die andere Richtung ablaufen:
2 H2 + O2 à 2 H2O
Diese Gleichung beschreibt
die klassische Knallgasreaktion. Hier wird Wasser nicht in seine Bestandteile zerlegt,
sondern aus zwei Gasen gebildet.
Grundsätzlich können
(fast) alle Reaktionen in beide Richtungen ablaufen. Um diesem Sachverhalt
gerecht zu werden, weist der Reaktionspfeil oft
in beide Richtungen.
Hierdurch wird ebenfalls
eine Gleichgewichtsreaktion ausgedrückt, auf die wir hier nicht näher eingehen
werden.
d) Beim Übergießen von
Eisen mit Salzsäure entstehen Eisenchlorid und Wasserstoffgas.
Wie viel Wasserstoffgas
erhält man aus 100g Eisen?
„Vorab“-Gleichung
aufstellen:
Fe
+ HCl à
FeCl2 + H2
Die
Mengen sind noch nicht ausgeglichen. Zuerst sucht man die Formeln heraus, in
denen die Atome eines bestimmten Elementes
mehrmals vorkommen: FeCl2 und H2
Sie
stehen auf der rechten Seite; auf der linken Seite müssen sie ebenfalls
mindestens zweimal vorkommen. Durch Verdopplung der HCl-Moleküle auf der linken
Seite ist die Gleichung ausgeglichen.
Fe
+ 2 HCl à
FeCl2 + H2
Wie
viel Wasserstoffgas erhält man aus 100g Eisen?
Fe |
+ |
2 HCl |
à |
FeCl2 |
+ |
H2 |
56 |
+ |
2*(1 + 35,5) |
à |
56 + (2*35,5) |
+ |
2 *1 |
56 |
+ |
73 |
à |
127 |
+ |
2 |
Mit
Hilfe von 56 g Eisen erhält man also 2 g Wasserstoff. Von 100 g Eisen erhält
man x g Wasserstoff:
2
: 56 = x : 100 | *100
200
: 56 = x = 3,57
Mit
Hilfe von 100g Eisen erhält man 3,57 g Wasserstoff.
Hier
stellt sich ein weiteres Problem, es kann sich auch ein anderes Produkt bei
dieser Reaktion ergeben. Die Verbindung FeCl3 existiert ebenfalls
und kann durch unterschiedliche Reaktionsbedingungen entstehen.
Die
„Vorab“-Gleichung wäre anders:
Fe
+ HCl à
FeCl3 + H2
Wieder
muss diese Gleichung erst einmal ausgeglichen werden.
Einem
einzelnen Cl (HCl) auf der linken Seite stehen 3 Cl (FeCl3) auf der rechten
Seite gegenüber. Erhöhen wir die Cl indem wir auf der linken Seite 3 HCl in die
Reaktion einbringen, erhalten wir auf der rechten Seite 3 H-Atome, die nicht
als Molekül ausgedrückt werden können. Es würden sich 1,5 H2
Moleküle ergeben.
Fe
+ 3 HCl à
FeCl3 + 1,5 H2
Da
es keine halben Moleküle gibt, multiplizieren wir die gesamte Gleichung mal
zwei. Daraus erhalten wir:
2
Fe + 6 HCl à 2 FeCl3 + 3 H2
Damit
ist auch diese Gleichung ausgeglichen.
Beispiele:
1) Kaliumperchlorat zerfällt bei 500°C zu
Kaliumchlorid und Sauerstoff.
„Vorab“-Gleichung:
KClO4
à
KCl + O2
Auf
der linken Seite 4 O, auf der rechten Seite 2 O.
Ausgleichen:
KClO4
à
KCl + 2 O2
2) Zinn liefert beim
Übergießen mit Salzsäure Zinkchlorid und Wasserstoff.
Zn
+ HCl à
ZnCl2 + H2
Links
Zn
+ 2 HCl à
ZnCl2 + H2
3) Ammoniak ergibt mit
salpetriger Säure Wasser und Stickstoff.
NH3
+ HNO2 à H2O + N2
Links
NH3
+ HNO2 à 2 H2O + N2
4) Phosphorwasserstoff
verbrennt an der Luft zu Phosphorsäure.
PH3
+ O2 à H3PO4
Links
2 O, rechts 4 O.
PH3
+ 2 O2 à H3PO4
5) Diphosphorpentoxid
bildet mit Wasser Phosphorsäure.
P2O5
+ H2O à H3PO4
Links
2 P, rechts 1 P.
P2O5
+ H2O à 2 H3PO4
Links
6 O und
P2O5
+ 3 H2O à 2 H3PO4
6) Eisen(III)-oxid bildet
mit Kohlenmonoxid Eisen und Kohlendioxid.
Fe2O3
+ CO à
Fe + CO2
Links
2 Fe, rechts 1 Fe.
Fe2O3
+ CO à
2 Fe + CO2
Links
4 O, rechts 2 O.
Fe2O3
+ CO à
Fe + 2 CO2
Links
1 C, rechts 2 C
Fe2O3
+ 2 CO à
Fe + 2 CO2
Links
5 O, rechts 4 O. Durch Hinzufügen eines CO auf der rechten Seite, erhalten wir
rechts 6 O und Addition eines CO2 ergibt links ebenfalls 6 O.
Fe2O3
+ 3 CO à
Fe + 3 CO2
7) Phosphor verbrennt an
der Luft zu Diphosphorpentoxid.
P
+ O2 à P2O5
Links
1 P, rechts 2 P.
2
P + O2 à P2O5
Links
2 O, rechts 5 O. Das kleinste gemeinsame Vielfache von 5 und 2 ist 10.
2
P + 5 O2 à 2 P2O5
Rechts
2 P, links 4 P.
4
P + 5 O2 à 2 P2O5
8)Bei der Neutralisation
von Phosphorsäure mit Kalkwasser entsteht Calciumphosphat und Wasser.
H3PO4 + Ca(OH)2 à Ca3(PO4)2 + H2O
Links 1 P, rechts 2 P.
2 H3PO4 + Ca(OH)2 à Ca3(PO4)2 + H2O
Links 1 Ca, rechts 3 Ca.
2 H3PO4 + 3 Ca(OH)2 à Ca3(PO4)2 + H2O
Links
2 H3PO4 + 3 Ca(OH)2 à Ca3(PO4)2 + 6 H2O
9) Kohlenstoff verbrennt
mit Sauerstoff zu Kohlendioxid.
C
+ O2 à CO2
10) Magnesium reagiert mit
Kohlendioxid zu Magnesiumoxid und Kohlenstoff.
Mg
+ CO2 à MgO + C
Links
2 O, rechts 1 O.
Mg
+ CO2 à 2 MgO + C
Links
1 Mg, rechts 2 Mg.
2
Mg + CO2 à 2 MgO + C