Auswirkungen des
Klimawandels auf die Pflanzenproduktion der Landwirtschaft
Besonders
der landwirtschaftliche Sektor wird durch die steigende Temperatur, die
veränderten Niederschläge und den steigenden CO2-Gehalt, die mit dem
Klimawandel einhergehen, beeinflusst.
Diese
Faktoren haben aber keineswegs nur negative Auswirkungen, es sind auch Vorteile
für den landwirtschaftlichen Pflanzenbau zu verzeichnen.
Im
Folgenden möchte ich die Auswirkungen der drei Faktoren näher erläutern.
Welche
Auswirkungen hat die steigende Temperatur auf den Pflanzenbau?
Zunächst
einmal ist anzuführen, dass die Temperaturerhöhung die Stoffwechselvorgänge und
damit auch das Pflanzenwachstum begünstigt. Die Vegetationsperiode ist länger
und kann früher im Jahr als derzeit beginnen.
Bei
Wärme liebenden Pflanzen, wie zum Beispiel dem Mais, ist sowohl eine Ertrags-
als auch eine Qualitätssteigerung zu erwarten, da solche Pflanzen ein höheres
Temperaturoptimum haben, bei dem sie verbessert organische Substanz aufbauen können.
Vorteilhaft
wird sich die Temperaturerhöhung besonders in Nordeuropa auswirken. Dort kann
zukünftig das ertragreichere Wintergetreide besser abgebaut werden als in der
Vergangenheit. Sommergetreide, das weniger Erträge erbringt, wird in den skandinavischen
Regionen vermutlich an Bedeutung verlieren.
Dem
gegenüber stehen allerdings auch zahlreiche negative Effekte des Temperaturanstiegs.
So
werden die Mineralisierungsprozesse im Boden beschleunigt, da die Bodenorganismen
bei einer höheren Temperatur besser arbeiten können. Langfristig gesehen wird
dadurch ein Verlust der Bodenfruchtbarkeit zu verzeichnen sein.
Auch
die Bodenstruktur wird sich auf die Dauer verschlechtern, denn durch längere
Trockenperioden im Sommer verliert der Boden an Feuchtigkeit. Als Folge entstehen
Bodenrisse.
Des
Weiteren profitieren Schädlinge und Krankheitserreger vom Klimawandel. Durch
die Temperaturerhöhung können sie sich vermehrt verbreiten und einen höheren
Schaden anrichten.
Ertragseinbußen
werden sich auch durch die Verkürzung determinierter Entwicklungsprozesse
bemerkbar machen. Das bedeutet, dass die Enzyme bei zu hoher Temperatur nicht
mehr gut arbeiten können. In der Kornfüllungsphase beim Getreide zum Beispiel
werden dann anstatt großer Körner mit hoher Qualität, nur kleine, minderwertige
Körner ausgebildet.
Letztendlich
ist noch anzuführen, dass durch eine erhöhte Verdunstung der Bodenfeuchtigkeit
die Pflanzen in Wasserstress geraten können.
Welche
Auswirkungen haben die veränderten Niederschläge auf den Pflanzenbau?
Die
Niederschläge werden sich in zunehmendem Maß folgendermaßen verändern: Die
Winter- und Starkniederschläge werden zunehmen, hingegen werden die Sommerniederschläge
abnehmen.
Letzterer
Aspekt wirkt sich positiv auf die Befruchtung bei Fremdbefruchtern
aus, da der Pollen bei Trockenheit wesentlich besser fliegen und die Blüte
erreichen kann.
Die
Zunahme der Winterniederschläge wirkt sich insofern positiv auf den Pflanzenbau
aus, als dass dadurch die höhere Bodenfeuchte im Frühjahr gut genutzt werden
kann. Insbesondere Hafer, der hauptsächlich als Sommergetreide angebaut wird
und einen hohen Anteil an Spelze hat (bis zu 45% des bespelzten
Korns), somit viel Wasser für die Keimung benötigt, kann diese höhere
Bodenfeuchte potenziell ertragssteigernd nutzen.
Negative
Auswirkungen werden sich verstärkt durch die Zunahme von Winter- und
Starkniederschlägen zeigen.
Die
Überschwemmungs- und Erosionsgefahr nimmt dadurch zu, wodurch sich die
Bodenstruktur verschlechtert. Die obere Bodenkrume wird abgetragen und an anderen
Stellen wieder angeschwemmt. Außerdem können die Pflanzen durch zu hohe Wasserverfügbarkeit
mit Fäulniserscheinungen im Wurzelbereich reagieren.
Als
weiterer negativer Effekt ist die Auswaschung von Nährstoffen aus dem Boden zu
nennen.
Als
negative Auswirkung der Starkniederschläge ist schließlich der Hagel anzuführen.
Starke Hagelschauer können den Pflanzenbeständen erheblichen Schaden zufügen.
Welche
Auswirkungen hat der steigende CO2-Gehalt auf den Pflanzenbau?
Mit
steigender CO2-Konzentration in der atmosphärischen Luft steigt auch
die Fotosyntheseleistung der Pflanzen an. Voraussetzung dafür ist allerdings,
dass genügend Licht und Wasser vorhanden sind. Sind diese Voraussetzungen
erfüllt, so kann verbessert organische Substanz aufgebaut werden, womit ein möglicher
Ertragsanstieg zusammenhängt.
Durch
C4-Pflanzen, wie zum Beispiel dem Mais, kann das atmosphärische Kohlenstoffdioxid
in den Pflanzen fixiert werden. Dies ist theoretisch ein großer Vorteil, da das
CO2 in der Atmosphäre reduziert wird. Diese Fixierung ist aber
lediglich ein Ausgleich der CO2-Emmision, die durch die
Landwirtschaft erfolgt.
Negativ
kann sich die ansteigende CO2-Konzentration auf die Qualität der
pflanzlichen Erzeugnisse auswirken, denn sie verändert die
Gewebezusammensetzung. Durch die steigende Fotosyntheseleistung werden dann
hauptsächlich Kohlenhydrate, zu Lasten der Proteineinlagerung, aufgebaut. Für
den Weizen bedeutet das, dass die Kleberproteine bis zu 15% reduziert sein
können. Infolgedessen verschlechtert sich seine Backqualität.
Anpassung der
Produktionstechnik und der Pflanzenzüchtung an den Klimawandel
Obwohl
der Klimawandel auch einige positive Auswirkungen auf die landwirtschaftliche
Pflanzenproduktion hat, ist langfristig mit sinkenden Erträgen zu rechnen.
Deshalb
müssen sowohl in der Produktionstechnik als auch in der Pflanzenzüchtung
Anpassungsmaßnahmen vollzogen werden.
Wie
kann sich die Produktionstechnik an die veränderten Bedingungen anpassen?
Zunächst
einmal sollten die Saattermine angepasst werden. Das Sommergetreide kann früher
gesät werden, wodurch der Ertrag potenziell gesteigert werden kann, da es eine
verlängerte Vegetationsperiode zur Verfügung hat. Außerdem kann die höhere
Bodenfeuchte durch stärkere Winterniederschläge genutzt werden und die Gefahr
von Wasserstress wird gemindert. Mit der früheren Saat steigt allerdings auch
die Gefahr von Schäden durch Spätfröste.
Das
Wintergetreide sollte später gesät werden, da es sich sonst vor dem Winter zu
stark entwickelt.
Es
können alternative, Wärme liebende Arten, wie zum Beispiel Mais, Sonnenblumen
und Leguminosen angebaut werden, sowie Sorten, die
gut an die veränderten Bedingungen angepasst sind.
Solche
Arten und Sorten sollten in die Fruchtfolge mit eingegliedert werden, wenig
geeignete Arten und Sorten sollten diesen weichen.
Eine
weitere Anpassungsmöglichkeit ist die Änderung der Bodenbearbeitung, der
Düngung und des Pflanzenschutzes. All diese Faktoren sollten in jedem Fall bedarfsgerecht
sein. Darüber hinaus kann die Verdunstung durch eine pfluglose Bodenbearbeitung
relativ gering gehalten werden, bei der Düngung sollte darauf geachtet werden,
dass die Stickstoffgaben gesplittet ausgebracht
werden, damit wegen der hohen Auswaschungsgefahr immer genügend Stickstoff für
die Pflanzen verfügbar ist. Der Pflanzenschutz sollte sich an die Krankheiten
und Schädlinge, die eventuell vermehrt oder sogar neu auftreten, angepasst
werden.
Des
Weiteren kann das Fruchtartenspektrum diversifiziert werden, damit die Einbußen
durch die Ertragsvariabilität der Arten nicht zu groß sind.
In
längeren Trockenperioden muss die Bewässerung gesichert sein, unter Umständen
wird hier sogar eine künstliche Bewässerung notwendig.
Bei
zu hoher Wasserverfügbarkeit, vor allem in den Herbstmonaten, sollte allerdings
auch darüber nachgedacht werden, ob eine Entwässerung nötig ist.
Schließlich
ist noch der Erosionsschutz zu nennen. Wassererosion kann zum Beispiel durch
Minimalbestelltechnik verhindert werden, Winderosion durch die Pflanzung von
Windschutz.
Wie
kann sich die Pflanzenzüchtung an die veränderten Bedingungen anpassen?
Die
Pflanzenzüchtung kann sich anpassen, indem sie vor allem breite Herkünfte der
Arten nutzt. So können Kreuzungen mit Wildformen durchgeführt werden.
Vorteilhaft an dieser Maßnahme ist die hohe Anzahl an Resistenzen der
Wildformen.
Sortenkreuzung
ist natürlich auch eine Möglichkeit, hierbei sollten im Vorfeld spezielle
Zuchtziele (z.B. Trockentoleranz) festgelegt werden.
Die
Selektionsbedingungen können verbessert werden, indem bestimmte Klimasituationen
im Gewächshaus oder einer Klimakammer simuliert werden.
Pflanzen
lassen sich auch durch gentechnische Verfahren verändern und somit an die
veränderten Bedingungen anpassen. Dazu werden gezielt Gene mit Hilfe von
Restriktionsenzymen und Ligasen in Plasmide eingebaut, welche mit Hilfe von Vektoren in die
Pflanzen eingeschleust werden.
Dieses
Verfahren ist allerdings sehr kostenintensiv und spielt in Deutschland auf
Grund strenger Gesetzesauflagen keine Rolle.
Pflanzenzuchtunternehmen
sollten dafür sorgen, dass immer qualitativ hochwertiges Saatgut verfügbar ist,
sodass die derzeitige Qualität zum mindest beibehalten werden kann oder sogar
verbessert wird.
Passt
sich die Landwirtschaft mit entsprechenden Maßnahmen an, so kann sie relativ
gut mit dem Klimawandel fertig werden, tut sie dies allerdings nicht, so ist
langfristig mit sinkenden Erträgen zu rechnen.
Handout:
Auswirkungen des
Klimawandels auf die Landwirtschaft
1.) Auswirkungen der steigenden Temperatur:
positive Effekte |
negative Effekte |
|
|
2.) Auswirkung der veränderten Niederschläge:
à Abnahme der Sommer-Niederschläge
à Zunahme der Winter- &
Stark-Niederschläge
positive Effekte |
negative Effekte |
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3.) Auswirkungen des steigenden CO2-Gehalts:
positive Effekte |
negative Effekte |
|
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Anpassungsmöglichkeiten
an die durch den Klimawandel bedingten Bedingungen
1.) Anpassung der Produktionstechnik:
2.) Anpassung der Pflanzenzüchtung:
Der Klimawandel wird sich auf die
Pflanzenproduktion auswirken. Besonders durch Wetterextreme steigt das
Erzeugungsrisiko. Ohne Anpassungsmaßnahmen ist mit sinkenden
Erträgen zu rechnen. Dennoch kann die Landwirtschaft mit
entsprechenden Maßnahmen in der Pflanzenzüchtung und in der
Produktionstechnik relativ gut mit dem Klimawandel fertig werden.
Quellen: